Montag, 27. Februar 2017

Via Facebook zum Nationalspieler

Bild: Fraport Skyliners
Was zunächst wie der Titel eines Satiremagazins klingt, ist aber für den Combo-Forward der Fraport Skyliners Shavon Shields völlig normal. Darüber und mehr hat er mir in einem ausführlichen Interview verraten.

Aus sportlicher Sicht war die Saison 2015/16 für die Fraport Skyliners eines der erfolgreichsten. Zumindest seitdem der Flughafenbetreiber Fraport als Hauptsponsor eingestiegen ist. Dementsprechend wurden Begehrlichkeiten für die Protagonisten des Erfolges nach der Saison geweckt. Ein herber Verlust – aufgrund seiner Vielseitigkeit – war der des Kanadier Aaron Doornekamp. Einen identischen Spielertyp zu finden, war also nahezu unmöglich für Gordon Herbert. Daher entschloss er sich für die Wahl eines College-Rookie mit viel Potenzial nach oben. Diesen fand er mit Shavon Shields. Dabei hat Shavon Shields sich in seinen vier Jahren an der Universität von Nebraska einen Namen gemacht. Da er zum elitären Kreis der Spieler gehört, welche die Marke von 1.500 Punkten und 600 Rebounds geknackt haben. Hinzu kommt, dass er aufgrund der dänischen Wurzeln seiner Mutter im Jahr 2013 erste Erfahrungen auf europäischen Parkett sammeln konnte. Denn er nahm an der Nordic Championship teil. Dies ist ein Länderturnier zwischen den skandinavischen Ländern sowie Estland.

Aber mehr dazu nun im Interview!

Shavon, es ist nicht dein erstes Mal in Europa, richtig?

Shavon Shields: Meine Mum kommt aus Dänemark, daher war ich bereits vorher in Europa. Wir besuchen jeden Sommer meine Verwandten und machen immer Ausflüge. Dabei waren wir auch mal in Deutschland.

2013 hast du an der Nordic Championship teilgenommen. Welche Erinnerungen hast du an diesem Turnier?

Shields: Ich bin nach Kopenhagen geflogen. Das U20-Team und ich durften gemeinsam mit der Nationalmannschaft an eine Art Trainingslager teilnehmen. Anschließend sind wir nach Finnland geflogen und haben drei Spiele absolviert. Es hat sehr viel Spaß gemacht und es war eine sehr gute Erfahrung zugleich.

Inwieweit hat dir dieses Turnier geholfen persönlich und sportlich?

Shields: Es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung. Die europäische Spielweise ist doch komplett anders aufgrund ihrer Regeln. Bestes Beispiel hierfür ist die Schrittfehlerregelung. Aber sportlich hat es mir dennoch nicht weitergeholfen, denn wir waren alle jung. Es ist anders als, wenn ich als jüngerer gegen Erwachsene spielen hätte dürfen.

Wie du bereits gesagt hattest, ist deine Mum aus Dänemark. Hat der Verband dich kontaktiert oder hast du den Verband kontaktiert?

Shields: Der Verband hatte mich kontaktiert bzw. sie hatten meine Mum über Facebook kontaktiert.


Ein Jahr später zurück in Nebraska hattest du die Gelegenheit am March Madness teilnehmen zu dürfen. Wir kennen so etwas nicht in Deutschland. Nimm uns mit in diese Welt!

Shieds: Es ist ein einmaliges Erlebnis, welches du vermutlich nur einmal in deinem Leben erleben wirst. Du bist einfach mittendrin, mittendrin zwischen den Verrückten. Wir waren damals im Team sehr glücklich, dass wir es geschafft haben und dieses Gefühl erleben dürfen. Dafür arbeitet man schließlich.

Dein Trainer Tom Miles wurde auch in dieser Spielzeit Trainer des Jahres. Inwieweit hat er dir weitergeholfen als Spieler?

Shields: Er hat mir bei jedem Training geholfen. Er hat mir sehr viel Vertrauen geschenkt und hat daher auch einige Spielsysteme für mich entwickelt. Zudem habe ich sehr viel Spielzeit bekommen von ihm und ich habe mich dementsprechend schnell entwickelt. Als Freshman (Anm.: Studenten im ersten Jahr an Universität werden so genannt) habe ich über 28 Minuten bekommen und das hat meiner Entwicklung sehr weitergeholfen. Den nur über das Spiel lernt man das Spiel und nicht nur durchs zuschauen. Er hat mich einfach ins kalte Wasser geworfen und das hat mir sehr weitergeholfen.

Wie würdest du denn seine Art als Trainer beschreiben?
Shields: Er ist ein sehr leidenschaftlicher Trainer. (lacht) Er versucht immer wieder dich zu animieren, aber er hat ein großes Basketballverständnis. Außerdem ist er als Mensch immer für dich da, wenn du ein Problem hast. Er hat wirklich ein gutes Programm in Nebraska aufgebaut und hat auch Interesse an den Zuschauern mit deren Wünschen.

Du warst am College nicht der schlechteste. Dennoch hast du die gesamten vier Jahre dort verweilt und hast die Rufe der NBA ignoriert. Weshalb?

Shields: Schulbildung ist eine wichtige Sache für meine Familie. Meine Eltern waren die Ersten innerhalb ihrer Familie, welche einen Abschluss erworben haben und das haben sie an uns weitergegeben. Zuerst machst du deinen Abschluss und dann den Rest.

Das ist eine sehr ungewöhnliche Aussage: „Education first, Sport second“. Siehst du das nicht doch kritisch?

Shields: Nein, meine Eltern haben mir das stets eingeimpft, dass das ein Schulabschluss wichtig ist. Daher gab es für mich keine andere Alternative.

Nach deiner Zeit in Nebraska hast du deinen Traum von der NBA über die Summerleague versucht zu erfüllen. Wie war es ein Teil eines NBA Vereins kurzfristig zu sein?

Shields: Es war einfach großartig. Ich durfte einfach während der Summerleague die NBA hinter den Kulissen erleben mit all dem Personal und Schnickschnack. Allein das ganze Training war überwältigend. Ein wichtiges Erlebnis für mich.

Dann hast du dich für die Fraport Skyliners entschieden. Wie entstand der Kontakt?

Shields: Mein Agent hatte es damals für mich alles geregelt.


Du bist nun über fünf Monate in der Mainmetropole. Fühlst du dich den bereits wohl?

Shields: Natürlich. Es ist eine schöne Stadt. Wir sind eine junge Mannschaft und dadurch machen wir viele Sachen gemeinsam. Beispielsweise sitzen wir gemeinsam an der Konsole und zocken FIFA. Dadurch ist es eine angenehme Situation für mich.

Hast du zuvor schon von der BBL gehört oder war sie für dich Neuland?

Shields: Ja, ein paar Freunde aus anderen Colleges haben in der BBL bereits gespielt.

Hattest du bereits vor der Saison Erwartungen an die Liga oder an dich selbst?

Shields: Ich sah eigentlich alles pragmatisch, denn ich war noch nie wirklich woanders. Zudem können Erwartungen dich umbringen – im Sinne von enttäuschen. Ich habe wirklich versucht die Situation so anzunehmen wie sie ist.

Dein Statsverlauf ist sehr typisch für einen Rookie. Was machst du beim Training oder hast du einen bestimmten Trainingsfokus?
Bild: Fraport Skyliners

Shields: Eigentlich nur lernen. Ich sage immer wieder, es ist mein erstes Jahr und die Saison ist deutlich länger als ich es bisher kenne. Außerdem ist das Spiel komplett anders. Dies macht sich vor allem beim Spacing bemerkbar oder die stände rotierende Verteidigungsart. Ich versuche das einfach zu verstehen und zu lernen.

Gucken wir mal aufs Team. Der Saisonstart war sehr holprig. Einige Spiele kamen, einige Spieler gingen. Wie schwer war es für dich sich auf diese Situation einzulassen?

Shields: Es war selbstverständlich sehr schwer für mich. Jeder hat eine andere Art zu spielen und ich musste mein Spiel dementsprechend anpassen. Kaum hatte ich es geschafft, war der Spieler auch nicht mehr bei uns im Kader. Aber wir mussten alle damit umgehen, aber nun sind wir auf einem guten Weg.

Wie du auch selbst weißt, seid ihr ein junges Team. Wie wichtig ist es einen Spieler wie Quantez Robertson im Kader zu haben mit all seiner Erfahrung?

Shields: Es ist wirklich sehr wichtig für uns alle. Er gibt sich wirklich sehr viel Mühe mit uns jungen Spieler. Beim Training gibt er immer wieder Hinweise, was wir besser machen können. Außerdem erklärt er nochmals die Spielsysteme. Einen Spieler wie ihn in der Mannschaft zu haben, ist wirklich sehr wertvoll.

Macht sich dies auch abseits des Platzes bemerkbar?

Shields: Selbstverständlich. Er nimmt uns junge Spieler an die Hand und zeigt uns wie die europäische Lebensweise funktioniert. Das war für mich besonders wichtig, denn ich bin das erste Mal von daheim weg. Da ist natürlich für mich alles sehr viel anders und da ist er wirklich eine große Stütze für mich.


Zurück zum Sport. FIBA Champions League ist nun unglücklicherweise vorbei. Wie wichtig war das Turnier für dich und der Mannschaft?

Shields: Es war ein Wettbewerb und ich bin immer noch enttäuscht über das Ausscheiden und das wir nicht zu den besten 16 Mannschaften gehören. (Anm.: Fraport Skyliners hatten einen Zehn-Punkte-Vorsprung gegen Pinar Kariskaya verspielt) Aber selbstverständlich nehmen wir diese Zeit mit für unsere Entwicklung als Mannschaft und motivieren uns selbst. Auch weil wir grad so eine junge Mannschaft sind, war dieses Turnier sehr wichtig als Erfahrung.

Nun könnt ihr euch auf die BBL konzentrieren und die Playoffs sind nicht sonderlich weit weg. Ist das Thema innerhalb der Mannschaft bereits oder denkt man eher von Spiel zu Spiel?

Shields: Noch zwei Spieltage und wir haben noch zehn Spiele in der regulären Saison zu spielen. Wir wollen uns da noch keine Luftschlösser bauen. Aber natürlich reden wir gelegentlich darüber.

Dein Vertrag hat eine Option für nächste Saison. Ist das bereits ein Thema?
Shields: Nein, ich werde mich mit den Verantwortlichen am Ende der Saison erst zusammensetzen.

Dein Erkennungsmerkmal ist deine Frisur. Woher hast du deine Mähne, weil dein Vater hat ja eher eine Glatze?

Shields: Ich habe wirklich keine Ahnung, denn mein Vater hat wirklich eine Glatze und meine Mutter ist eine Weiße und hat daher nicht die Gene.

Zum Abschluss zurück zur dänischen Nationalmannschaft: Werden wir dich im Dress der Nationalmannschaft sehen demnächst?

Shields: Wie du weißt, sind die ganzen Spielplan-Diskussionen noch nicht abgeschlossen. Daher muss man diese ganze Thematik abwarten. Aber ich würde es lieben für die Nationalmannschaft mal aufzulaufen. Auch der Verband weiß über meine Absichten, aber auch sie müssen abwarten.


In diesem Sinne vielen Dank an Shavon Shields für seine Zeit und einen Dank an die Fraport Skyliners, dass sie dieses Gespräch ermöglicht haben. Zudem alles Gute für die restliche Saison und hoffentlich wird das Saisonziel mit den Playoffs noch Realität.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen